Im neuen Heim ist üblicherweise als Erstes die Küche dran – so lautet die Devise der meisten Frauen. Bei mir war es umgekehrt. Freundliches Licht überall stand bei mir an erster Stelle, und Wohnzimmer sowie Dachterrasse waren längst fertig, als endlich die Küche an die Reihe kam. Schließlich gab es eine Küche in meiner neuen Wohnung. Sie war schlicht, sie war weiß, sie befand sich dort, wo ich die Küche haben wollte. Sie war aber – wie soll ich es sagen? Quadratisch, praktisch, gut, aber kein wirklich Freude spendender Anblick, da werden Sie mir zustimmen, oder? Trostlose dunkle Rückwand, Griffe kreuz und quer wohin man blickt:

Kurz und gut, es musste etwas geschehen. Und es geschah auch das Unvermeidliche: Handwerker überall, die Wohnung sah schon wieder wie ein Schlachtfeld aus, als die Handwerker anfingen, die neue Küche zusammenzubauen:

Wer mich näher kennt, wird sich vielleicht fragen: Hat sie es sich anders überlegt, die überzeugte Verfechterin der Schlichtheit, hat sie doch eine farbige Küche genommen? Nein, die bunte Folie war lediglich als Schutz gedacht für die Hochglanz-Oberfläche der Küche. Statt Weiß kam wieder Weiß, aber was für ein Unterschied! Statt Langweilig-Praktisch-Mattes nun die Lichtreflexionen auf der glänzenden weißen Oberfläche zu sehen, ohne das Durcheinander der Griffe. Form wurde durch eine U-Form abgelöst, um eine Trennung zwischen Küche und Wohnraum anzudeuten:

Uns so sieht die Küche vom Wohnzimmer aus gesehen aus  – schlicht und elegant, keine blitzblanken Edelsahlflächen künden von einer Küche. Es sind eher die Lilien, die den Blick anziehen:

Die mit einer wasser-, hitze- und kratzresistenten laminierten Tapete überzogene Rückwand von der Firma pimpyourkitchen gefiel mir viel besser als eine Glasrückwand mit den irgendwann unvermeidlichen toten Kleinstlebewesen dahinter. Von den angebotenen Mustern mochte ich die spektakulären aber doch nicht aufdringlichen Lilien am besten:

Angesichts der Blütenpracht sind die Arbeitsplatte und die integrierte Spüle aus Naturstein in dezentem Grau gehalten.

Ich habe viel für Spiegel übrig, sie heben Begrenzungen auf, erweitern den Raum und lassen den Blick weit schweifen. Vom Feng-Shui-Gesichtspunkt aus ist es nicht gleichgültig, wo er angebracht wird. Wer mit dem Rücken zur Tür steht oder sitzt, ist von hinten ungeschützt. Der ungünstige Effekt lässt sich mit dem Spiegel ins Positive umkehren. Da der Spiegel an der Rückwand des Herdes angebracht ist, habe ich die Tür jederzeit im Blick:

Wenn ich koche und den Blick vom Kochtopf hebe, sehe ich statt Küchenwand in nächster Nähe den offenen Raum im Spiegel, der sich hinter meinem Rücken befindet. Das folgende Foto täuscht also entsprechend – Sie sehen nicht in den Raum hinein, sondern an die Wand, beziehungsweise in den dort angebrachten Spiegel. Kleine und sehr einfache Ursache mit großer Wirkung!